Catterfeld: „Mir redet keiner mehr rein, das ist ein total tolles Gefühl“

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Catterfeld: „Mir redet keiner mehr rein, das ist ein total tolles Gefühl“

Musikalisch war es zuletzt eher ruhig um den ehemaligen "GZSZ"-Star Yvonne Catterfeld. Nun hat sich die Erfurterin mit einem neuen, sehr persönlichen Album zurückgemeldet. Außer ihrer Stimme erinnert darauf kaum noch etwas an das einstige Pop-Sternchen. Im Gespräch mit spot on news hat die hübsche Sängerin verraten, warum sie mit ihrer Karriere "nicht zufrieden" ist.

Über ihre Vergangenheit spricht Yvonne Catterfeld (33, „Nur eine Nacht“) nur ungern – obwohl diese ziemlich erfolgreich war. Ihre ersten drei Studio-Alben wurden allesamt Chart-Hits. Doch mit der letzten Platte „Blau im Blau“ konnte sie die breite Masse nicht mehr erreichen. Jetzt ist ihr neuestes Werk „Lieber so“ in die Läden. Mit spot on news sprach die Erfurterin über das Risiko eigenständige Musik zu machen und warum sie Casting-Shows gegenüber skeptisch eingestellt ist.

Frau Catterfeld, drei Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Waren Sie nervös vor der Veröffentlichung von „Lieber so“?

Yvonne Catterfeld: Es wäre seltsam, wenn ich nicht nervös gewesen wäre. Das hätte bedeutet, dass das alles für mich selbstverständlich ist. Das ist aber nicht der Fall. Deshalb war ich natürlich sehr aufgeregt, weil man nie kalkulieren kann, wie so eine neue Platte ankommt. Aber ich bin natürlich nicht ins Studio gegangen, um ein Album für mein Regal aufzunehmen.

Die Meinung Ihres Freundes Oliver Wnuk haben Sie aber bestimmt schon zu hören bekommen?

Catterfeld: Er ist stolz auf mich und wünscht mir natürlich viel Erfolg mit dem neuen Album.

Apropos „stolz“ – Sie werden Mutter…

Catterfeld: Nett, dass Sie es versuchen. Aber darüber werde ich nicht sprechen. Wir haben das einmal bekannt gegeben und das soll dann auch reichen.

Dann zurück zu Ihrem neuen Album: Wenn im Vorfeld über dieses in der Presse geschrieben wurde, waren immer wieder die Schlagworte „reifer“ oder „erwachsener“ zu lesen. Haben Sie sich endgültig von ihren Fesseln als Pop-Sternchen gelöst?

Catterfeld: Ich habe mich ja schon lange davon gelöst. Aber mein Blick ist natürlich ein anderer, als der von Menschen, die mich nur zum Teil wahrnehmen und nicht wissen, was ich in der Zwischenzeit gemacht habe. Auch ist es Quatsch, dass ich erwachsener geworden bin, das bin ich schon lange. In die Musik will ich meine eigene Persönlichkeit packen und diese verändert sich nun mal.

Das konnten Sie zu Beginn ihrer Karriere vermutlich nicht?

Catterfeld: Vor zehn Jahren war ich natürlich noch unerfahren. Auch hatte ich weniger Selbstvertrauen. Deshalb habe ich eher anderen vertraut als mir. Was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass mir das alles damals keinen Spaß gemacht hat. Aber es gibt natürlich vieles, was ich heute nicht mehr nachvollziehen kann. Aber das ist mit dem Abstand von zehn Jahren wohl normal.

Was heißt das konkret?

Catterfeld: Ich führe heute ein viel selbstständigeres Leben. Mir redet keiner mehr rein, das ist ein total tolles Gefühl. Mit 20 wollte ich immer 30 sein, damit endlich diese Phase eintritt, in der man so erwachsen und selbstständig ist, dass man alles durchblickt und auch eine gewisse Macht hat. Ich kann zwar nicht behaupten, eine solche nun zu haben, dazu war das letzte Album nicht erfolgreich genug, aber ich habe auch nicht mehr diesen Newcomer-Status. Das ist etwas, wofür ich sehr dankbar bin.

Würden Sie aus heutiger Sicht etwas anders machen?

Catterfeld: Ich habe viele Dinge gemacht, die ich heute nicht mehr machen würde. Aber wie gesagt, ich bin jetzt zehn Jahre älter. Ich habe vor 13 Jahren in diesem Business angefangen, das ist eine lange Zeit, in der man sich irre schnell entwickelt. Mit meinem heutigen Wissen über die Branche würde ich natürlich ganz anders anfangen. Aber ich bin niemand, der sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Sicher, mir hängen gewisse Sachen nach, aber die haben mich auch zu dem gemacht, was ich heute bin.

Sie sind also grundsätzlich mit Ihrer Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt zufrieden?

Catterfeld: Wann ist man schon wirklich zufrieden? Ich bin dankbar! Zufrieden ist was anderes. Nicht alles was ich mir vorgestellt habe, ist auch eingetreten. Aber ich habe wahnsinnig viel erreicht. Da ist viel mehr passiert, als ich mir je hätte erträumen können. Insofern bin ich dankbar. In dieser Branche und überhaupt sollte man eine gewisse Demut sowieso nie verlieren.

Heutzutage gehen vermeintliche Talente zu Casting-Shows wie „The Voice“. Können Sie mit solchen Formaten etwas anfangen?

Catterfeld: Shows wie „The Voice“, die ich übrigens wahnsinnig gerne gucke, eröffnen Talenten ganz andere Perspektiven. Deshalb träumen heute auch viele davon berühmt zu werden. Bei mir gab es solch einen Gedanken früher nie. Ich dachte, das ist unmöglich – so etwas funktioniert nicht. Dennoch hatte mich irgendeine innere Sehnsucht angetrieben. Hätte es solche Formate damals schon gegeben, hätte ich mich vermutlich auch für „The Voice“ entschieden. Das ist für mich die einzig ernstzunehmende Talent-Show.

Warum?

Catterfeld: Weil es da wirklich auf die Musik ankommt. Da werden nicht irgendwelche Skandalgeschichten der Kandidaten herausgekramt. Die werden nicht verkleidet, die treten so auf, wie sie sind. Nichtsdestotrotz habe ich auch bei dieser Sendung eine gewisse Skepsis. Man muss im Hinterkopf haben, dass sie für das Fernsehen produziert wird. Da geht es zwar auch darum, Talente zu finden, aber der eigentliche Zweck ist es, zu unterhalten.

Welche Skepsis haben Sie konkret?

Catterfeld: Wenn es nun wirklich nur darum ginge, den besten Sänger zu finden, dann würde man nicht diese Battles machen. Die dienen nur der reinen Unterhaltung, sollen Emotionen wecken. Ich habe in der ersten Staffel irgendwann abgeschaltet, weil die die Besten gegen die Besten haben antreten lassen. Da musste ich mich zu sehr aufregen. Offenbar hat man dieses Problem aber erkannt und es gibt neuerdings den sogenannten „Steal Deal“. Aber trotzdem ist es die einzige Show, zu der ich jemandem raten würde.