Jennifer Weist: „Eigentlich würde ich lieber am Keyboard stehen“

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Jennifer Weist: „Eigentlich würde ich lieber am Keyboard stehen“

Jennifer Weist mal ohne ihre Jungs: Im Interview erzählt die sympathische "Jennifer Rostock"-Sängerin über das neue Album "Schlaflos" und worüber die Fans sich vermutlich erschrecken werden. Sie erklärt, was die Band von der Einteilung in Musik-Sparten hält und was das Quintett inspiriert.

Die Band ohne Musikgenre: Am 17. Januar veröffentlichen „Jennifer Rostock“ ihr viertes Studioalbum. Das soll weiterhin auf altbewährten Prinzipien der Fünfer-Combo basieren und doch ganz anders sein. Die Gruppe macht es sich nicht immer einfach: Man besucht gemeinsam Konzerte von Metalcore-Bands. Ihr Haus-und-Hof-Punker Baku sorgt für Punk-Einflüsse und Jenny selbst liebt es zu Pop-Musik zu tanzen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Leadsängerin Jennifer Weist, wie es „Jennifer Rostock“ trotzdem schaffen, „uns unter einen Hut zu bringen“.

Ihr bringt bald euer neues Album „Schlaflos“ heraus. Was erwartet die Fans?

Jennifer Weist: Musik … in erster Linie. Man wird heraushören, dass die Songs von „Jennifer Rostock“ sind, aber wir haben uns auch weiterentwickelt. Es war nicht einfach, die ganzen Musikstile, die wir gut finden, unter einen Hut zu bringen und vor allem: Uns unter einen Hut zu bringen!

Und wie ist das mit den Texten? Woher kamen die Inspirationen?

Weist: Bei dem Song „Ein Schmerz und eine Kehle“, hat uns persönlich die Situation in Russland sehr bewegt und aufgewühlt. Zu der Zeit fanden die Aufstände der russischen LGBT-Community statt. Wir wollten unsere Solidarität mit dem Lesben- und Schwulenverband ausdrücken und ein Statement setzen.

Das da wäre?

Weist: Zusammenhalt! Der Song handelt davon, dass man Leuten, die sich ausgegrenzt fühlen, die Hand reicht und sagt: Hey, du fühlst dich zwar gerade alleine, aber da draußen sind total viele Leute, die fühlen wie du. Das ist natürlich nicht nur an das LGBT-Netz in Russland gerichtet.

„Ein Schmerz und eine Kehle“ ist auch die erste Single, die ihr aus „Schlaflos“ ausgekoppelt habt. Wie haben die Fans das Lied aufgenommen?

Weist: Für viele war das eine Überraschung. Da dachten sich einige erstmal: Huch, was ist das denn? Wo kommt das her? Der rebellische Anklang wird für viele neu sein.

Bisher wurde „Jennifer Rostock“ als Pop-Rock-Band bezeichnet, da ihr selbst nie eine genaue Musikrichtung angegeben habt. Ändert sich etwas mit dem neuen Album?

Weist: Nö, wir bleiben genau da, wo wir uns schon die ganze Zeit befinden. Wir wollten noch nie ein Genre angeben und ich finde auch, dass Pop-Rock nicht reicht. Wir passen gar nicht so wirklich in diese Sparten. „Schlaflos“ ist vielschichtig: Da sind Punk-, Elektro- und manchmal sogar Hardcore-Einflüsse. Teilweise lassen wir auch Sprechgesänge einfließen.

Für die geplante Konzerttour zu „Schlaflos“, seid ihr nur im deutschsprachigen Raum anzutreffen. Plant ihr auch Touren in andere Länder? Immerhin habt ihr euer Album in den USA aufgenommen.

Weist: Nein, wenn man Deutsch singt, hat man es da schwer. Da müssten wir erstmal ein Album auf Englisch aufnehmen. Uns reicht es in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu touren.

Und weshalb habt ihr das Album in Übersee eingespielt?

Weist: Da haben wir schon das vorherige Album „Mit Haut und Haar“ aufgenommen. Damals haben wir einen Produzent gesucht, der Platten gemacht hat, die wir gut finden und mit dem wir uns Zusammenarbeit vorstellen können. Nach Amerika wollten wir nicht unbedingt. Aber als wir dann in Chris Badami als unseren Produzenten gefunden haben, dachten wir uns: Gehen wir da einfach mal hin.

Was halten die Amerikaner von eurer Musik?

Weist: Musikalisch finden die das super, aber das Problem ist ja wirklich, dass die die Texte nicht verstehen. Mit Deutsch kommen wir da nicht weiter. Die sind da schon ziemlich … Ignorant möchte ich jetzt nicht sagen, aber du musst mit der Landessprache kommen.

Also habt ihr noch nicht überlegt für das breitere Publikum auch Englisch zu singen?

Weist: Doch, darüber haben wir schon öfters nachgedacht. Wenn, dann ist das etwas für später. Jetzt wollen wir uns erstmal auf unsere deutschen Fans konzentrieren.

Wie ist es für die Band, dass du als Frontfrau immer im Mittelpunkt stehst?

Weist: Es wäre nicht anders gegangen. Man kann niemanden vorschieben und sagen: Hier, nehmt den mal. Wenn ich mir das anders aussuchen könnte, dann wäre ich Keyboarder. Aber ich bin eben Sängerin geworden. Ich glaube die Jungs sind ziemlich froh darüber, dass sie das nicht machen müssen. Aber wenn die Fans lieb zu mir sind, bin ich auch lieb zu denen.

Vermisst ihr die Zeit als Schülerband?

Weist: Die Zeit vermisse ich überhaupt nicht. Wir mussten zusehen, dass wir alles selber organisieren und die Auftritte waren dann total klein. Genauso, wie ich keine Angst habe, älter zu werden, will ich eben auch, dass immer alles vorwärts geht. Ich lebe im Hier und Jetzt.